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Johann und ich mit unseren Matebechern |
Liebe Leser,
wieder liegt eine ereignisreiche Woche hinter mir. Ich muss
auch gerade noch einmal genau überlegen, was sich seit meinem letzten Bericht
alles ereignet hat; es ist doch immer so viel.
Eine traurige Nachricht gleich zu Beginn: Der Maternal, also
die Kinderkrippe, muss leider am Ende des Jahres zum neuen Schuljahr
geschlossen werden. Das hat ganz verschiedene Gründe und muss leider so
akzeptiert werden. Momentan betreut der Maternal ungefähr 12 Kinder von einem
bis drei Jahren. Für zwei Erzieherinnen bedeutet das ganz schön viel Arbeit,
denn meist ist eine damit beschäftigt Windeln zu wechseln oder zu backen,
während die andere auf oft weinende Kinder aufpasst. Um sie allgemein ein
bisschen zu erleichtern, werde ich also nach den Ferien drei Mal die Woche am
Vormittag dort mithelfen. In der vergangenen Woche habe ich auch schon ein paar
Mal ausgeholfen und ich muss sagen, dass es mir richtig Spaß macht. Doch die
Mischung macht es eben. Nun bin ich vormittags meist im Maternal, nachmittags
im Kindergarten, einmal die Woche in der Schule und zweimal die Woche habe ich
vormittags Zeit, Einkäufe zu erledigen, Spielzeug zu reparieren und alles das
zu tun, was gerade anfällt. So bin ich zwar vollbeschäftigt, doch das gefällt
mir wesentlich besser, als sich zu langweilen.

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"Los Dedos" am Punta del Este |
Zum Ende der Woche kam dann die freudige Nachricht, dass
Johann und ich über das Wochenende mit nach Punta del Este genommen werden
konnten. Da der Vater von Adrianas Freundin dort ein großes Haus hat, konnten
wir dort mit unterkommen. Wir durften sogar den Luxus genießen, mit dem Auto
mitgenommen zu werden. Leider sind wir erst am Samstagabend losgefahren, sodass
wir nur den Sonntag hatten, denn Montag mussten wir ja schon wieder in der
Schule sein. Nach erholsamen 11 Stunden Schlaf, konnten wir mehr oder weniger
gestärkt in den Tag starten. Mit dem Auto klapperten wir einige schöne Orte am
Punta del Este ab. Die Autofahrt hätte es aber auch fast schon getan. Es war
einfach wahnsinnig. Links sah man das Meer mit dem Wunderschönen Sandstrand und
rechts viele, unglaublich große und luxuriöse Villen und Hotels auf riesen
Grundstücken. Das erstaunlichste an ihnen waren aber diese Stille und Leere,
die sie ausstrahlten. Die Mehrheit aller Gebäude ist nämlich über die Hälfte
des Jahres unbewohnt. Reiche Menschen aus ganz Lateinamerika kommen lediglich
in den Sommermonaten für ein paar Wochen, um dort Urlaub zu machen. Es wird
dann nur so von Touristen wimmeln. Dagegen scheint die Stadt und der Strand um
diese Zeit wie ausgestorben. Trotzdem Lohnt es sich dort einmal hinzufahren.
Sobald man aber aus diesem Touristenviertel raus und nach Montevideo reinkommt,
scheint es als gäbe es eine unsichtbare Grenze, die zwei ganz unterschiedliche
Welten voneinander trennt. Auf der einen Seite Punta del Este mit samt seinem
Luxusleben, das keine Armut und keinen Dreck duldet. Auf der anderen Seite dann
Montevideo mit allen Bevölkerungsschichten von reich bis sehr, sehr arm. Diese
Schere zwischen reich und arm kann man hier besonders gut erkennen.

Nach diesem wundervollen Wochenende voller erstaunlicher und
unglaublicher Eindrücke, fing auch schon die nächste Woche an. Gleich am Montag
haben Johann und ich begonnen, die großen Schränke im Salón grande auszuräumen
und sauber zu machen. Es ist immer wieder unglaublich was sich über Jahre alles
ansammelt. Vieles kann kein Mensch mehr gebrauchen und wiederum vieles könnte
sehr gut genutzt werden, wenn jemand davon wüsste. Den heutigen
Dienstagvormittag verbrachten Wally und ich dann in der Clínica Preventiva, um
uns ein Carné salud residencia, das Gesundheitszeugnis, ausstellen zu lassen.
Dieses brauche ich für mein Visum. Dafür mussten wir jedoch zunächst nüchtern einige
Untersuchungen über uns ergehen lassen. Nachdem auch das überstanden war,
konnten wir uns wieder auf den Weg zum Colegio machen. Nach getaner Arbeit,
probierten Johann und ich dann das erste Mal das Faina-Rezept aus. Faina ist
eine Art herzhafter Käsepfannkuchen, nur wird er eben nicht in einer Pfanne
gebacken, sondern im Backofen. Meist wird er hier zur Pizza gegessen und
schmeckt, wie ich finde, sehr lecker.
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Endlich habe ich auch mein Fahrrad |
So, nun werde ich euch nicht weiter quälen, ich hoffe nur,
dass ich euch nicht schon mit meinen langen Romanen überfordert habe…
Ganz liebe Grüße,
eure Minousch.
Liebe Minousch!
AntwortenLöschenHeute nur ein ganz kleiner Kommentar von mir :D
Zunächst, diese becher haben irgendiwe was ;) ich hätte auch gerne so einen :DD
Außerdem würde ich mich freuen, wenn du mir per Mail/Facebook/... deine genaue Adresse schicken könntest.
Ganz liebe Grüße, Lena
Liebe Minousch,
AntwortenLöschenfür freuen uns immer wieder über Deine ausführlichen Berichte, auch wenn wir während unserer Skype Sitzungen und versendeten E-Mails sehr viel Informationen und Eindrücke vermittelt bekommen. Dieser Bericht ist ja besonders lang und spannend.
Mit Deinem roten Fahrrad bist Du ja jetzt auch noch unabhängiger.
Du bist auf einem guten Weg. Mach weiter so. Wir sind stolz auf Dich.
Liebe Grüße, MaPa