Montag, 12. Oktober 2015

Ein Jahr auf einen Blick

Liebe Leser, Spender und Freunde,



es ist sehr schwierig ein ganzes Jahr voller spannender und neuer Erfahrungen auf einem weißen Blatt Papier zusammen zu fassen, es würde wohl ein ganzes Buch entstehen. Dennoch will ich versuchen mich kurz zu halten und mein Jahr in Uruguay noch einmal Revue passieren lassen.
Als ich vor gut einem Jahr mit Sack und Pack am Flughafen stand und den ersten Schritt wagte, wurde mir doch sehr mulmig zumute. Vor ein paar Wochen wirkte der Abschied von Zuhause noch so irreal und weit weg, doch jetzt musste ich meinen Weg ganz alleine gehen. Nach tränenreichem Abschied begann ich mit meinem 18 Stunden langen Flug einen neuen, und wie ich bald merkte, wichtigen Lebensabschnitt. Mein Flieger ging in Richtung Südamerika und landete schließlich im kleinen Uruguay, an der Grenze zu Argentinien und Brasilien. Ich hatte mich zuvor bei den Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners für ein Freiwilliges Jahr im Ausland beworben. So bin ich auf das „Colegio Rudolf Steiner“ in Uruguay gestoßen. Es handelte sich dabei um eine kleine Einrichtung mit zwei Grundschulklassen, zwei Kindergartengruppen und einer Kinderkrippe.                                                                    
Kaputt und müde von den Strapazen des langen Fluges, schmuggelte ich mich schließlich durch die Sicherheitskontrollen des uruguayischen Flughafens. Da stand schon mein kleines Empfangskomitee, bestehend aus zwei Lehrerinnen der Schule. Sofort wurde ich von fröhlichem Geplapper begrüßt, welches mir sehr spanisch vorkam. Circa eine Stunde warteten wir gemeinsam auf den Flieger meiner Mitfreiwilligen. Verzweifelt bemühten sich die Beiden ein Gespräch aufrecht zu erhalten, doch ich war viel zu müde, um mich auf das uruguayische Spanisch konzentrieren zu können. So war ich heilfroh, meine Mitfreiwillige wiederzusehen um endlich verstanden zu werden.
Für das erste halbe Jahr wohnten wir zusammen bei einer der beiden Lehrerinnen, in einem kleinen Zimmer, denn die Einrichtung hatte noch keine Unterkünfte gefunden. Unser Mitfreiwilliger wohnte in einem kleinen Zimmer in der Schule.                                                                                                                              
Für mich lag hier schon einmal die erste Herausforderung. Da ich von der Welt bisher noch kaum etwas zu Gesicht bekommen hatte, kannte ich auch die Umstände und Lebensverhältnisse in solch einem Land nicht. Natürlich erfährt man durch Medien tagtäglich, wie es in anderen Ländern aussieht, doch es ist etwas ganz anderes dies hautnah mitzuerleben. Mit meinem behüteten, sauberen, warmen und trockenen Heim Zuhause konnte ich meine neue Unterkunft keinesfalls vergleichen. Aber auch das wollte ich kennenlernen, um noch mehr wertschätzen zu können, wie gut es mir bisher ging.
Bei einem Begrüßungsasado  mit unserer „Betreuerin“, also derjenigen Person die das ganze Jahr über Ansprechpartnerin und Koordinatorin für uns war, wurden wir bereits wortwörtlich auf Herz und Niere geprüft. So musste dann auch einmal ein gefüllter Darm probiert werden. Auch wenn vielleicht nicht immer nachvollzogen werden konnte, so haben die Uruguayer doch akzeptiert, wenn man Vegetarier war oder das Fleisch einfach nicht mochte.                                                                          
Ein paar Tage später wurde uns dann endlich das Colegio vorgestellt. Die Kinder und Lehrer erwarteten uns schon neugierig. Da es bei der Verständigung noch haperte, konnten wir die ersten Wochen meist nur mitlaufen und alles kennenlernen. Nach und nach haben wir dann alle unsere Aufgaben gefunden.
Ein ganz normaler Arbeitstag sah im ersten halben Jahr so aus: Jeden Morgen fuhr ich mit einem geliehenen Fahrrad bergauf und bergab, bei rasendem Verkehr zur Schule. Mit einem Gesicht, welches besonders im Sommer eher einer Tomate ähnelte, trat ich durch das hölzerne Tor.
Dort erwarteten mich schon freudestrahlend, vielleicht war es aber auch eher Belustigung, die ersten Kinder.  Die Lehrer und Erzieher trafen sich, bevor der Tag begann, immer zu einer kleinen Morgenrunde im salón grande (großer Saal). In der Zwischenzeit durfte ich auf all die Kinder aufpassen, deren Eltern früh zur Arbeit gingen. Gerade im Winter habe ich mir einiges an Beschäftigung überlegen müssen, denn da konnten wir uns morgens nur in der geheizten cabaña (Hütte) aufhalten. Anschließend sind wir zusammen im Gänsemarsch zu den einzelnen Räumen gegangen, haben die Straßenschuhe aus und die Pantoffeln angezogen. War jedes Kind an Ort und Stelle, half ich je nach Wochentag vormittags im maternal (der Kinderkrippe), erledigte Einkäufe oder beschäftigte mich mit Instandarbeiten. Nach meiner Mittagspause kümmerte ich mich mit einer Erzieherin um die Kindergartenkinder, die auch den Nachmittag noch da blieben. So wurde gegessen, geschlafen oder geruht und vor allem ganz viel gespielt. Oft wusch ich in freien Minuten das benutzte Geschirr. Wenn ich nicht gerade einen Streit schlichten musste, mit den Kindern spielte oder aufräumte, setzte ich mich gerne mit der Erzieherin zusammen. Gemeinsam nahmen wir uns dann Handarbeiten vor und konnten uns dabei  gut unterhalten.
Mein erstes halbes Jahr endete leider recht tragisch. Ich erlitt bei Nacht einen Fahrradunfall und saß  etwa einen Monat mit dickem, verstauchten Fuß Zuhause. Über das ganze Jahr gesehen war diese Zeit wohl die schwierigste und nervenaufreibendste. Gelangweilt und bereits leicht depressiv saß ich Tag für Tag auf dem Sofa und starrte Löcher in die Luft. Bis ich endlich meine Krücken hatte, vergingen wohl zwei Monate. Dieses Phänomen zeigte sich immer wieder bei den Uruguayern. Alles dauerte länger, vieles wurde vergessen, alles ganz „easy“ und mit Gemach gesehen.                                                  
Das kann einerseits nicht schlecht, doch bei dringenden Angelegenheiten auch sehr nervig sein.
Als ich wieder einigermaßen fit war begannen schon die langen Sommerferien. Ganz überraschend mussten meine Mitfreiwillige und ich uns noch vorher eine neue Bleibe suchen. Die Lehrerin, welche uns bei sich wohnen ließ, hatte mit der Einrichtung schon im Voraus besprochen ihr Zimmer nur als Notlösung anzubieten. Auch hier zeigte sich mal wieder die uruguayische Mentalität. Zuerst waren alle ganz überrascht von dieser „Neuigkeit“ zu hören, doch es werde sich schon etwas finden.  Da ich jedoch mit meinem Fuß nicht in irgendeinem Klassenzimmer schlafen wollte, so wie es meine Mitfreiwillige übergangsweise tat, fand ich schließlich per Aushang an der Pinnwand eine Gastfamilie. Hier zeigt sich die andere Seite der Uruguayer. Spontan, flexibel und sehr hilfsbereit. So zog ich kurzerhand mit all meinem Gerümpel in das nette, kleine Reihenhaus zu der vierköpfigen Familie.
Im Wissen gut und sicher aufgehoben zu sein, ging es für mich auch schon nach Buenos Aires. Dort fand zunächst das Zwischenseminar der „Freunde“ statt. Anschließend begab ich mich alleine und auf eigene Faust auf eine kleine Reise innerhalb Argentiniens. Mehr schlecht als recht besichtigte ich humpelnd erst Córdoba, dann das wunderschöne Bariloche. Zum Schluss machte ich noch einen Abstecher auf die Choza, der Farm nahe Buenos Aires. Glücklich und zufrieden wieder einmal in Gesellschaft zu sein, kehrte ich nach Uruguay zurück.
Eine Woche später begannen bereits die ersten Arbeiten in der Schule. Da die anderen beiden Freiwillen von ihrer Reise noch nicht wieder zurück waren und die Lehrer erst später kamen, kümmerte ich mich zunächst alleine um die Vorbereitungen für den Schulanfang. So musste der Garten gejätet, die Mauer gekalkt, Möbel geschmirgelt und gestrichen werden. Zusammen mit den anderen beiden erledigte ich auch Renovierungsarbeiten. Da die Luftfeuchtigkeit sehr hoch in diesem Land ist, sind die ganzen Wände feucht geworden.
Mit Spachtel und Hammer mussten wir also den feuchten Putz von den Wänden klopfen. Nachdem alles wieder verputzt war halfen wir beim Streichen und Bemalen der einzelnen Räume.
Vieles änderte sich in dem Colegio. Leider musste die Kinderkrippe geschlossen werden. Dafür kamen jedoch zwei Schulklassen hinzu und auch die beiden Kindergartengruppen gewannen an neuen Schützlingen. So kamen auch in meinem letzten halben Jahr andere Aufgaben auf mich zu.                          
Endlich konnte ich mehr in die Schulklassen, zwar mehr hospitierend, doch auch ab und zu übernahm ich auch kleinere Aufgaben wie zum Beispiel das Durchführen von Vertretungsstunden.             
Mittags kümmerte ich mich von nun an um das Erwärmen der mitgebrachten Speisen und nach der Pause begleitete ich wie gewohnt die Nachmittagsbetreuung im Kindergarten.                                       


Für die letzte Zeit überlegte ich mir auch noch ein kleines Projekt. Auf dem Schulgelände entdeckten wir einen schönen Steinofen, unbenutzt und in Vergessenheit geraten. Da kam mir die Idee für die große Pause in der Schule zu backen. Bisher wurde von den Kindern immer abwechselnd etwas zu Essen mitgebracht. Oft bestand dieses aber aus dem typischen Weißbrot oder Baguette mit Marmelade. Viel schöner wäre doch, die Kinder würden miterleben wie aus Getreide Mehl wird und schließlich aus dem Mehl Brot. Nach einer Probebackwoche, wurde meine Idee begeistert angenommen. Zusammen mit meiner Mitfreiwilligen versorgten wir also zwei Klassen dreimal die Woche mit selbstgebackenem Brot. Zum Abschied am Ende meines Jahres, backten die Kinder mir Brötchen und formten einen deutschen Satz: Wir haben dich gern.
Und so neigte sich mein Jahr in Uruguay dem Ende zu. So schwierig wie das Ankommen für mich war, so schwierig war auch der Abschied. Da meine Eltern die letzten Wochen noch  zu Besuch kamen und mit mir zusammen in Argentinien reisten, wurde ich schon etwas auf die deutsche Kultur vorbereitet. Wieder in Deutschland angekommen, viel mir die Eingewöhnung wider Erwartens doch sehr schwer. Erst jetzt wurde mir deutlich wie sehr ich mich verändert hatte. Ich sah die deutschen Verhältnisse aus einer ganz anderen Sichtweise. Viele Dinge die ich vorher dachte zu benötigen, kamen mir im Nachhinein so unnötig und überflüssig vor. Nun, nach etwa einem Monat, fühle ich mich in dieser Luxuswelt wieder etwas wohler. Uruguay mit seinen Menschen vermisse ich jedoch immer noch sehr. Für mich steht fest: Eines Tages werde ich zurückkommen in das Land, das mir so viel gegeben hat.  

Hiermit danke ich noch einmal von ganzem Herzen, allen lieben Menschen, die mich während meines Jahres in Uruguay auf so unterschiedlichste Weise unterstützt haben. Ohne euch, wäre mir diese tolle Erfahrung verwehrt geblieben. Danke, danke, danke!

Eure Minousch.


Donnerstag, 9. Juli 2015

Mit großen Sprüngen zum Ziel


Adios ihr Lieben!

Es ist schon wieder lange her, dass ich von mir hören lassen habe. Seit dem letzten Eintrag ist wieder ganz viel geschehen. Weil sich mein Jahr hier in Uruguay immer mehr dem Ende neigt, versuche ich auf den letzten Metern noch so viel wie möglich mitzunehmen. Deshalb bin ich viel unterwegs und habe nicht mehr so viel Zeit für meine Freunde und Familie in Deutschland. Für alle die sich angesprochen fühlen: Es tut mir lied, doch ich hoffe ihr könnt das verstehen.

Am 16. Mai war in der Schule Herbstfest und jetzt im Juni das San Juan Laternenfest. Das Laternenfest war sehr schön. Es gab ein großes Feuer, es wurde Laterne gelaufen und ganz viel gesungen. später gab es dann noch etwas zu Essen. Zusammen auf Akkordeon, Flöte, Melodica und Geige haben wir das Fest mit Musik begleitet. Die Mischung aus Musik, Dunkelheit und Feuer ergab eine ganz besondere Atmosphäre, die den Kindern sicher länger in Erinnerung bleiben wird. Noch die ganze Woche danach wurden die Lieder des Festes rauf und runter gesungen.













Das Hexenhaus von Hensel und Gretel















Am 20. Juni fand dann auch  schon meine erste Abschiedsfeier statt, nämlich die vom Tango.
Das war total schön aber auch traurig. Am Ende durfte ich dann noch einmal mit jedem tanzen. Danach haben sie sich mich plötzlich alle geschnappt und ganze 10 Mal in die Luft geworfen. Mit Wein und etwas zum Knabbern haben wir den Abend dann ausklingen lassen. Einen Tag später bekam ich dann noch diese Nachricht: ¡¡ Que lindo saber que de lejos, una parte de tu corazón quedo en Uruguay, en cada uno de nosotros y te llevas el corazón de muchos amigos que te queremos mucho. gracias por conocerte ....un fuerte abrazo!! ( "Wie schön zu wissen, dass von so weit weg ein Teil deines Herzens hier in Uruguay bleibt, in jedem von uns. Und du nimmst das Herz mit von vielen Freunden die dich sehr lieben. Danke dafür
Ein Tag auf dem Land
dich zu kennen..... eine feste Umarmung!!!")

Und genauso wird es auch sein. Der Abschied wird mir sehr schwer fallen, doch ein Teil von mir bleibt hier. Und wer weiß, vielleicht führt mich das Schicksal noch einmal wieder an diesen Ort, dem ich so viel zu verdanken habe.

Mit lieben Grüßen,
eure Minousch.

Sonntag, 10. Mai 2015

Benvenido invierno

Das neue Häuschen
Meine lieben und treuen Leser,

mit großen Sprüngen kommt nun der Winter in Uruguay auf uns zugeeilt und schon jetzt hat die Sonne nicht mehr viel kraft ihm stand zu halten. Viele Blätter sind bereits vom Baum gefallen und langsam verliert die Umwelt seine fröhlichen Farben. Seit ein paar Jahren, so mehrere Einwohner, gibt es kaum noch Herbst und Frühling. Der Sommer und der Winter brechen hier jedes Jahr schneller und übergangsloser herein, daran wir ja alle nicht ganz unschuldig sind.
Da der Wind vom Meer her sehr feucht ist, zieht die Kälte regelrecht in die Knochen. So kommen einem Deutschen schon einmal leppische 13 °C bitterkalt vor. Mit einem gemütlichen Feuer im Kamin und einer heißen Tasse in der Hand, hat aber auch die dunklere Zeit des Jahres seinen Charme.

So nimmt alles seinen Lauf.

In der Schule beginnt sich langsam alles ein wenig zu strukturieren. Kinder so wie Lehrer haben sich nun eingewöhnt und können erst jetzt richtig anfangen zu arbeiten. So habe auch ich endlich mehr Möglichkeiten mit am Unterricht teilzunehmen. Fast zweimal in der Woche bin ich einfach in einer der Klassen dabei, helfe, wenn ich helfen kann und lerne von den Lehrern und auch Schülern.

Letztes Wochenende hatte meine kleine Gastschwester Amanda ihren zweiten Geburtstag. Der musste, wie hier üblich, natürlich groß gefeiert werden. So wurden alle Verwandten und Freunde eingeladen und Papa Nata, der lustige Clown, hat ein bisschen Wärme in den eisigen Tag gebracht. Es wurde kräftig gesungen, getanzt und natürlich viel gelacht.

Nach einem kleinem Magen und Darm Infekt kann ich nun wieder gestärkt in die neue Woche starten. Woche für Woche nähere ich mich immer schneller dem großen Widersehen mit meinen Liebsten und um ehrlich zu sein kann ich es kaum erwarten ;)

Ich wünsche euch eine schöne und für viele eine sehr kurze Arbeitswoche.
Eure Minousch





Montag, 6. April 2015

İFelices Pascuas!



Selbst gemachte Hoztierchen
 Hallo ihr Lieben,

endlich hat die Schule wieder angefangen und alle Räume sind erfüllt von fröhlichem Gelächter der Kinder. Nun, das stimmt so nicht ganz. Nahe der Kindergärten hört man noch des Öfteren ein Kind nach seiner Mama rufen. Nach den großen Sommerferien fällt es einigen doch noch schwer sich wieder einzugewöhnen. Ungünstigerweise waren jetzt schon wieder Osterferien,  zwar dauerten sie nur eine Woche an, doch für die Kinder ist diese Unterbrechung ganz schlecht.

Der neu gestaltete Kindergarten
Der Anfang dieses Schuljahres fing, wie üblich, sehr holprig an. Die neuen Lehrer sowie auch die neuen Kinder mussten sich erst einmal einfinden. Für uns Freiwillige bedeutete das zunächst einmal abwarten und helfen, wo gerade Hilfe gebraucht wurde. Jetzt nach den Ferien wissen die Lehrer dann denke ich genauer, wo wir eingesetzt werden können. Für die Schule habe ich mir ein kleines Projekt überlegt. Hinter dem Hauptgebäude versteckt, steht ein schöner Steinofen, den eine Klasse wohl mal gebaut hat, jedoch nicht benutzte. Damit wir nicht wie im letzten Jahr das Essen für die Pause in der Bäckerei kaufen müssen, kam mir der Gedanke Brötchen in diesem Ofen zu backen. In der ersten Schulwoche probierten wir ein wenig herum und servierten die Brötchen während der Pause. Nun werden wir dreimal die Woche für zwei Klassen Brötchen backen.

Zunächst werde ich auch erst einmal wieder in der Nachmittagsbetreuung der Kindergartenkinder mithelfen, da Lena und Johann noch mit ihren Eltern verreist sind. In der Schule war ich bisher nur ca. zwei Stunden am Tag. In der vierten Klasse durfte ich bei der Bastelstunde dabei sein und mit Lena auch schon mal den Englischlehrer vertreten. 

Da ich mein Visum mal wieder erneuern musste, besuchte ich spontan erneut die Choza in Argentinien. Ich arbeitete von Montag bis Freitag. Dort brauchten sie meine Hilfe auch dringend, denn einige Freiwillige waren noch verreist. So half ich überwiegend im Garten mit. Das war ganz schön anstrengend! Mein Tag begann um kurz nach 6 Uhr morgens und endete um 18 Uhr abends. In meist knallender Sonne galt es also zu ernten, Unkraut zu zupfen, Bündel von Schnittlauch und Rucola zu binden, Auberginen in Gläser einzumachen und vieles mehr. Auch wenn die Arbeit sehr anstrengend war und ich abends kaputt ins Bett fiel, ist mir der Abschied am Ende sehr schwer gefallen. Gerne wäre ich noch länger geblieben!

Jetzt bin ich wieder Zuhause und gerade feiern wir Ostern mit einem kleinen Asado.
In dem Sinne wünsche ich auch euch frohe Ostern!

Eure Minousch



Der Steinofen


Dienstag, 3. März 2015

Wer will fleißige Handwerker sehn...

Liebe Leser meines Blogs,


vor dem Streichen muss der feuchte Putz entfernt
kaum zu glauben, doch seit meinem letzten Eintrag ist schon wieder ein Monat vergangen. Dafür, Entschuldigung.

Ich hatte aber auch ehrlich gesagt nicht so viel zu erzählen, also wartete ich ein wenig, bis ich wieder etwas erlebte, was sich zu erzählen lohnte. Seit einigen Wochen arbeite ich nun schon wieder in der Schule. Bevor die Kinder kommen, sollte in der Schule ganz viel umgestaltet und ausgebessert werden. So habe ich mir in der ersten Woche zum Beispiel den Garten vorgenommen, der völlig von Unkraut zu gewuchert war. Danach haben wir uns an die Innenräume zu Schaffen gemacht. Weil das Klima hier so feucht ist, blätterte bereits die alte Farbe und der Putz von den Wänden. So musste dieser erst einmal mit einem Spachtel mühsam abgeklopft, danach zu gespachtelt und gestrichen werden. Zu aller Letzt wird noch mit einem Schwamm Aquarellfarbe auf die weißen Wände getupft oder gewischt. Gestrichen müssen jetzt noch zwei Räume. Und weil unsere Armmuskeln NUR davon ja nicht wesentlich gewachsen sind, durfte auch noch die ganze Mauer draußen gekalkt werden.
Also, bei dieser großen Auswahl, bin ich ernsthaft am Überlegen, nicht doch noch meinen Berufswunsch zu ändern ;)

In der Zwischenzeit haben Bauarbeiter in der Küche und in den Toiletten die ganzen alten Wasserrohre herausgerissen und erneuert. Nun sind sie schon dabei alles wieder zu zu machen. Wie ihr seht, besteht unsere Schule momentan aus einer einzigen Baustelle.

Rohrverlegung in der Küche
Weil wir das Chaos in einer Woche nicht beseitigen können, fängt die Schule erst am 09. März wieder an. Hier wird sich einiges ändern. Nun wird es zum Beispiel eine Schule geben, in der die Klassen von 1 bis 4 vollständig sind. Auch das Lehrer-Kollegium hat sich um einige Gesichter erweitert. Da noch kurzfristig ein paar Kinder die Schule gewechselt haben, wir jetzt noch händeringend nach Kindern gesucht. Meine Arbeitsbereiche werden sich jedenfalls deutlich verändern, da es ja auch den Maternal nicht mehr gibt. Ich bin sehr gespannt, wie diese letztendlich aussehen werden.

Dieses Wochenende bin ich spontan mit meiner Familie nach Piriapolis an den Playa Hermosa gefahren, denn da sollte eine große Geburtstagsfeier von Daniels Bruder stattfinden. Daniel ist übrigens mein Gastvater, falls ich das noch nicht erwähnt hatte. Da dieser eine sehr große Verwandtschaft hat, kamen auch dementsprechend viele Menschen. Ich bewundere diese Uruguayer, die meisten zumindest. Sie essen und essen den ganzen Tag und sehen trotzdem sehr schlank und fit aus, beneidenswert! Immer wieder begegnen mir auch Stereotypen die die Menschen hier vor Ort von uns Deutschen haben. Schon allein das ich kaum oder gar kein Fleisch esse, ist für sie unverständlich. Das ich dann auch noch als Deutsche viel weniger trinke als sie....

Was uns Freiwilligen auch noch aufgefallen ist: Jeder Uruguayer, mit dem man sich das erste Mal unterhält, erzählt dir von einem Bekannten, der in Deutschland lebt, doch in Deutschland kennt kein Mensch Uruguay.

die Cabana wird nun der Raum für die 4. Klasse
In ein paar Wochen bekommen meine Mitfreiwilligen Besuch von ihrer Familie, worauf sie sich schon sehr freuen. Da kommt auch bei mir schon etwas Vorfreude auf, wenn ich an die restlichen 4 Monate denke, die mir ungefähr noch bleiben. Anfang Julie bekomme ich nämlich auch Besuch von meiner Familie. Bis in den August wollen wir noch ein wenig Südamerika bereisen. Zurück fliegen wir dann gemeinsam.

Bis dahin habe ich aber noch ein bisschen Zeit, die ich mit ein bisschen Kribbeln im Bauch genieße.

die weiß gekalkte Mauer links, rechts die neuen Möbel
Ich hoffe bei euch ist soweit alles in Ordnung, ich  habe ja schon gehört, dass momentan eine Grippe ihre Runde macht.
Also gute Besserung für diejenigen, die es erwischt hat!

Alles Gute, eure Minousch





große Fiesta de Cumpleano am Playa Hermosa

 





Samstag, 24. Januar 2015

Kleiner Reisebericht

Buenos Aires am Rio de la Plata
Und da bin ich wieder!

Nach einem Monat in fremden Betten, darf ich nun endlich wieder in meinem eigenen schlafen ;)
Ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll zu erzählen, denn es gibt so vieles, was ich in der letzten Zeit erlebt habe. Ich versuche mich am Besten mit einer Kurzfassung und wenn euch sonst noch etwas interessiert, dann fragt mich einfach. Also hier mein kleiner Reisebericht:

Silvester auf dem Dach
Wie ihr schon aus dem letzten Bericht wisst, bin ich vor Neujahr noch mit Clara nach Buenos Aires gereist, habe dort mit ihr zusammen Silvester auf dem Dach gefeiert und mich anschließend mit den anderen Freiwilligen aus Argentinien und Chile auf dem Zwischenseminar getroffen. Es war total interessant zu hören, wie es den anderen Freiwilligen bisher ergangen ist und es hat gut getan sich untereinander austauschen zu können.
Noch vor dem Seminar habe ich für mich eine ganz wichtige Entscheidung getroffen: Ich wollte aus verschiedenen Gründen ganz alleine und auf eigene Faust auf Reisen gehen! Also galt es Reiseziele festzulegen und Busfahrten zu buchen. Mein erstes Ziel sollte Córdoba werden. Auf Empfehlung kaufte ich mir einen "South Pass", mit dem ich sehr günstig dreimal mit dem Bus fahren konnte, wohin auch immer es mich zog.
Clara und ich
Um eine Nacht im Hostel zu sparen, fuhr ich generell nur nachts. So kam ich schließlich am 08.01.2015 in Córdoba am Busterminal an. Nachdem ich mir ein Hostel gesucht hatte musste ich mich erst einmal von der 10stündigen Fahrt erholen. In den folgenden Tagen habe ich die schöne Stadt besichtigt, bin in "La Cumbrecita" ein wenig wandern gewesen und bereits am 12.01.2015 wieder weiter gefahren. Auch wenn die Stadt Córdoba sehr schön war und man sicher noch viel mehr in den "Sierras", den Bergen, unternehmen und entdecken konnte, zog es mich aus irgendeinem Grund weiter Richtung Süden.
Mit dem Bus, wieder über Nacht, ging es diesmal nach Bariloche. Bereits einige Stunden vor der Ankunft merkte ich, dass sich die 22 Stunden Fahrt in jedem Fall gelohnt hatten. Die Landschaft, die ich aus diesem kleinen Busfenster erblicken konnte war atemberaubend! Eine solche Berg- und Seenlandschaft hatte ich bisher nur im Fernsehen gesehen. Stunde um Stunde schaute ich wie gebannt aus dem Fenster und freute mich immer mehr darauf diese schöne Natur von Nahem sehen zu können.
In Bariloche angekommen, fuhr ich mit einer Remis zu einem Hostel, welches ich mir vorher ausgesucht hatte. Wie sich herausstellte, wäre ich besser daran gewesen, hätte ich auf den Rat meines Reiseführers gehört und hätte vorher reserviert. In der Hauptsaison waren fast alle Hostels komplett ausgebucht. So zog ich von Hostel zu Hostel und bat um eine Nacht, zur Not in der Abstellkammer. Nein, so schlimm war es zum Glück nicht ;) Dennoch musste ich mich auch in den nächsten Tagen immer wieder um eine Unterkunft kümmern. Auf diese Weise habe ich jeden Tag eine andere Herberge kennengelernt.
Plaza San Martín in Córdoba
Wie schon in Córdoba habe ich an meinem ersten Tag die Stadt näher besichtigt und mich im Touristenbüro informiert was ich alles unternehmen konnte. So bin ich unter Anderem mit der Gondel auf den "Cerro Otto" gefahren und wieder runter gewandert, habe mit dem Mountainbike den wunderschönen "Lago P. Moreno Oeste" umrundet, bin zum Lago Llao Llao gewandert und auf dem Pferderücken den "Cerro Campanario"  bestiegen. Am letzten Tag in Bariloche wurden dann noch auf den etlichen "Ferias Artesanales" ein paar Souvenirs eingekauft.
Ursprünglich hatte ich vor auch noch weiter nach Calafate zu fahren, den Gletscher zu besichtigen und einen Abstecher nach El Chaltén zu unternehmen. Von anderen Backpackern wurde ich zum Glück noch rechtzeitig über die finanziellen Verhältnisse dort vor Ort aufgeklärt. Da die Fahrt schon alleine von dort aus wieder nach Hause nicht in meinem Budget lag und auch die Hostels sehr teuer sein sollen, beschloss ich mich bereits am 18.01.2015 wieder auf den Rückweg zu begeben.
La Cumbrecita
Bevor ich jedoch wieder ganz nach Montevideo zurückgekehrt bin, wollte ich noch ein/ zwei Tage auf der Choza, einer Farm in General Rodriguez, verbringen. Weil dort fünf Freiwillige von meiner Organisation arbeiten, die ich bereits von den Seminaren kannte, durfte ich ein paar Tage dort mitarbeiten. So stand ich mit den anderen zusammen schon um 06.00 Uhr morgens im Stall. In den zwei Tagen habe ich alle Bereiche der Farm kennengelernt. Jetzt kann ich stolz sagen, ich habe Kühe mit in den Stall getrieben, sie gemolken, in der Käserei vorbeigeschaut, im Weledagarten und beim Gurkeneinmachen mitgeholfen. Und trotzdem freute ich mich riesig, als ich schließlich am 22.01.2015 in meinem Gastland ankam und wieder bei meiner Familie in meinem Bett schlafen konnte.
Auch wenn ich, anders als vorgehabt, nur zwei anstatt drei Wochen herumgereist bin, bin ich sehr zufrieden und glücklich mit dem, was ich alles erleben durfte. Nun habe ich noch eine Woche Ferien, bevor ich wieder in der Schule anfange zu arbeiten.
Am kommenden Sonntag hat meine kleine Gastschwester Pilar Geburtstag und zusammen mit ganz vielen Gästen werden wir draußen vor dem Haus ein wenig feiern.

So geht alles wieder seinen gewohnten Gang und schwub die wub, schon sind mehr als sechs Monate an mir vorbeigezogen.

Macht´s gut ihr lieben und bis ganz bald,
eure Minousch.

Nach einem schönen Tag in La Cumbrecita
Erster Blick aus dem Fenster auf dem Weg nach Bariloche




Auf dem Cerro Otto
Ein Eis zur Belohnung nach 2stündiger Wanderung
Meine Mountainbike Tour

Ich in voller Montur
Lago Llao Llao
Reiten auf dem Cerro Campanario


Bariloche ist bekannt für seine Chokoladenfabriken
Meine letzte Station - die Choza